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Beziehungsmodell Mingle – was ist das?

Freundschaft Plus, offene Beziehung, Polygamie oder Fuckbuddy: Neben der klassischen Paarbeziehung gibt es viele moderne Formen des Zusammenseins. Im folgenden Artikel erklären wir, was es mit den bei jüngeren Leuten beliebten Mingle-Verbindungen auf sich hat.

Mingle

Beziehungsmodell Mingle – was ist das? Foto: © NDABCREATIVITY – Adobe Stock

Wer oder was sind Mingles?

Mit dem Begriff Mingle werden Personen bezeichnet, die keine dauerhaften (festen) Partnerschaften eingehen. Trotzdem möchten sie bestimmte Aspekte einer Liebesbeziehung wie Romantik, Zweisamkeit und Sex ausleben. Was liegt näher, als die positiven Seiten des Singledaseins mit den Vorteilen einer Paarbeziehung zu kombinieren? Der Ausdruck Mingle ist eine Abkürzung der englischen Wörter „mixed“ und „single“. Er steht für ein Beziehungsmodell, bei dem man ein unverbindliches Verhältnis eingeht, jedoch offiziell seinen Status als Single beibehält.

Die Psychologin Lisa Fischbach von der Partnerbörse ElitePartner liefert folgende Erklärung: „Mingles wählen das Beste aus zwei Welten. Zum einen können sie die Geborgenheit einer Partnerschaft genießen und auf der anderen Seite alle Freiheiten eines Singlelebens.“ Wie funktioniert Mingle genau? Jeder der Partner hat seine eigene Wohnung und gestaltet das Leben nach seinen Vorstellungen. Man geht gemeinsam ins Restaurant, trinkt ab und zu einen Kaffee zusammen oder schaut sich einen Film im Kino an.

Zudem trifft man sich immer wieder zu Hause, kuschelt und schläft miteinander. Für Außenstehende sieht das Ganze nach einer „normalen“ Beziehung aus. Sie kämen niemals auf die Idee, dass es sich um ein alternatives Partnerschaftsmodell ohne romantische Gefühle handelt. Da sich Mingles selbst nicht als Paar betrachten, bleibt alles unverbindlich. So kann man sich zwischendurch nach anderen potenziellen Kandidaten umschauen, ohne seinen Partner zu verletzen. Findet man etwas „Besseres“ oder verliebt sich sogar, beendet man die Mingle-Verbindung.

Woher stammt der Begriff Mingle?

Der Trendforscher Peter Wippermann aus Hamburg führte die neue Wortschöpfung im Jahr 2007 in Deutschland ein. Seitdem wird Mingle von einer zunehmenden Zahl an Menschen als Alternative zu herkömmlichen festen Partnerschaften akzeptiert. Einer der Hauptgründe für den Erfolg liegt in der Veränderung unserer Gesellschaft hin zu mehr Toleranz und Offenheit. Nur noch wenige Leute lehnen Trans- oder Homosexualität generell ab; Frauen gehen in die Politik und leiten große Unternehmen, während sich ihre Männer zu Hause um die Kinder kümmern.

Gleichzeitig verliert die Ehe als Institution immer mehr an Bedeutung. Nach Aussage von Peter Wippermann leben nur noch 49 Prozent der Deutschen in Familien. Kein Wunder, dass sich stattdessen Beziehungsformen wie Mingle etablieren, bei denen man keine verbindliche Partnerschaft eingeht, aber trotzdem mehr hat als eine lockere Affäre. Laut Wippermann begeistern sich vor allem Menschen im Alter von 20 bis 40 Jahren für diese Art der Paarbeziehung.

Warum entscheiden sich manche Singles für das Beziehungsmodell Mingle?

Die Gründe, eine Mingle-Verbindung einzugehen, sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Nach Ansicht von Peter Wippermann stellen Bindungsstörungen mittlerweile ein zunehmendes Problem in unserer Gesellschaft dar. Obwohl man bei Mingles nicht generell von einer Beziehungsunfähigkeit sprechen kann, scheint diese Störung zweifellos eine Rolle zu spielen. Darüber hinaus gibt es folgende Hauptgründe, sich für ein unverbindliches Partnerschaftsmodell zu entscheiden:

1. Selbstverwirklichung

Wer in seinem Beruf Karriere machen will, gerne ausgedehnte Reisen unternimmt oder ein zeitintensives Hobby pflegt, sucht nicht unbedingt nach einer romantischen Zweierbeziehung. Oftmals fehlt auch die Zeit, eine passende Frau oder einen interessanten Mann kennenzulernen. Als Mingle kann man weiterhin seine Freiheiten genießen, hat aber trotzdem jemanden für seine Bedürfnisse nach Zärtlichkeit und Nähe.

2. Weniger Verpflichtungen

Mingles einigen sich bereits im Vorfeld über die Art ihres Zusammenseins. Diskussionen über anstehende Familienfeiern oder sonstige Verpflichtungen kommen deshalb gar nicht auf. Im Gegensatz zu traditionellen Partnerschaften muss man keine Kompromisse eingehen, sondern macht nur das, was man wirklich will.

3. Kein Alltagsstress

Da die Partner nicht zusammen wohnen, fallen übliche Reibungspunkte wie der Haushalt oder die Planung gemeinsamer Aktivitäten weg. Gemäß dem Mingle-Prinzip macht jeder nur das, was ihm gefällt. Streits kommen deshalb kaum vor.

4. Auf den Richtigen warten

Die meisten Mingles lieben ihre Freiheit und Unabhängigkeit, die sie mit Gleichgesinnten ausleben können. Wer nach einer neuen Liebe sucht, kann das ohne Gewissensbisse nebenher tun. Da in einer Mingle-Beziehung keine Gefühle im Spiel sind, gibt es weder Vorwürfe noch Eifersuchtsszenen, wenn plötzlich der oder die Richtige auftaucht.

5. Man ist dem anderen nichts schuldig

Zahlreiche Überstunden, auch am Wochenende in die Firma, ein lukrativer Job im Ausland oder längere Reisen ohne den Partner: So etwas kann eine feste Beziehung stark belasten. Mingles hingegen tun es einfach und schulden dem anderen keine Erklärung.

6. Angst, sich dauerhaft zu binden

Menschen, die in der Vergangenheit schmerzhafte Erfahrungen mit einer Liebesbeziehung machten, lassen sich nicht mehr bedingungslos auf einen neuen Partner ein. Wer unter Beziehungsängsten leidet, findet im Mingle-Dasein eine praktikable Alternative.

Mingle-Verbindungen haben auch Nachteile

Viele jüngere Menschen sehen in dem alternativen Beziehungsmodell die ideale Form eines Verhältnisses. Neben den Vorzügen gibt es allerdings auch einige Schattenseiten, die man nicht unterschätzen sollte.

1. Mangelnde Sicherheit

Das klassische Versprechen, in guten wie in schlechten Zeiten zusammenzuhalten, gilt für Mingle-Beziehungen nicht. Hinzu kommt, dass die Partnerschaft jederzeit enden kann. Aus diesem Grund lässt sich überhaupt nichts langfristig planen.

2. Selbstzweifel

Während des Zusammenseins spürt man deutlich, dass man von seinem Partner begehrt wird und er die gemeinsame Zeit genießt. Gleichzeitig will er oder sie jedoch keine langfristige Beziehung und und signalisiert das offen. Ein solches Verhalten kann sehr verletzend sein und zu Selbstzweifeln führen.

3. Komplikationen durch romantische Gefühle

Nicht jeder ist in der Lage, Sex und Liebe zu trennen. Genau wie bei einer Freundschaft Plus kommt es deshalb leicht zu einem Gefühlschaos. Wenn der Mingle-Partner mit jemand anderem flirtet, wird man möglicherweise eifersüchtig.

Fazit: Ob feste Partnerschaft oder Mingle: Bei Beziehungen gibt es kein falsch oder richtig. Wer sich für ein Verhältnis mit einem Mingle entscheidet, sollte jedoch genaue Regeln aufstellen. Offenheit und Ehrlichkeit sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass das Zusammensein im Alltag funktioniert. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Erwartungshaltung.

Welchen Grad an Freiheit gesteht man seinem Gegenüber zu? Wie sieht es mit sexuellen Kontakten zu anderen Männern oder Frauen aus? Was passiert, wenn man sich doch in seinen Mingle-Partner verliebt? Diese und ähnliche Fragen sollten am Anfang der Beziehung geklärt werden. Ansonsten können schnell Probleme auftreten, die das Zusammensein belasten.

Sind Mingles zufriedener als Liebespaare?

Wenn sich beide Partner an die Regeln halten, steht einer glücklichen Zweisamkeit nichts im Wege. Eigentlich, denn dieser Idealfall kommt leider nicht immer vor. Manchmal ist es so, dass sich einer der Mingles mehr erhofft. Er spielt nur deshalb nach den Regeln, weil er darauf setzt, dass mit der Zeit auch bei seinem Gegenüber tiefere Gefühle entstehen. Aus Angst davor, sofort verlassen zu werden, spricht man dieses Thema nicht an. Durch die Ungewissheit nimmt der Leidensdruck der Betroffenen immer mehr zu.

Im Jahr 2018 gingen Wissenschaftler der Universität Heidelberg der Frage nach, ob Menschen in festen Partnerschaften, Mingles oder Singles zufriedener sind. Das Ergebnis: Personen, die in einer ernsthaften Beziehung leben, fühlen sich im Durchschnitt glücklicher als Mingles. Am schlechtesten in puncto Zufriedenheit schneiden Singles ab. Bei der Online-Befragung gaben die meisten Frauen an, dass sie ein großes Bedürfnis nach Sicherheit und Verbindlichkeit haben. Deshalb sind sie mit ihrer Mingle-Verbindung oft weniger zufrieden als Männer.

Aber was kann man machen, wenn man als Mingle unglücklich ist? Die Münchner Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie, Ulrike Fuchs, gibt folgende Tipps: „Es ist die Basis einer jeden Beziehung, ob Partnerschaft, Mingle oder Freundschaft Plus, miteinander über die eigenen Hoffnungen, Wünsche und Erwartungen zu sprechen. Nur wenn beide die Karten auf den Tisch legen, lässt sich eine Lösung finden, mit der alle leben können. Und sei es im schlimmsten Fall, dass man getrennte Wege geht. Dafür aber sind beide Herzen wieder frei für einen Menschen, der ein echtes ‚Ja‘ für einen übrig hat.“

Welcher Unterschied besteht zwischen Freundschaft Plus und Mingles?

Beide Beziehungsmodelle ähneln sich stark. Deshalb ist es wichtig, zunächst Freundschaft Plus genau zu definieren, die auch die Bezeichnungen Freundschaft mit Extras, Freundschaft mit gewissen Vorteilen (Friends with benefits) und F+ trägt. Klassischerweise liegt eine langjährige, enge Freundschaft zwischen zwei Menschen vor. Beide unternehmen viel zusammen und sind stets für den anderen da. Irgendwann kommen gelegentliche Zärtlichkeiten und Sex hinzu, die das „Plus“ der Freundschaft ausmachen. Trotz der sexuellen Komponente bleibt man stets in der Friendzone, ohne romantische Gefühle füreinander zu entwickeln.

Bei dem Kultsong „1000 Mal berührt“ von Klaus Lage handelt es sich deshalb nicht um die Beschreibung einer Freundschaft Plus, da aus einer platonischen Beziehung plötzlich Liebe wird. Das stellt auch die größte Gefahr bei einer Freundschaft mit gewissen Vorzügen dar. Denn aus dem vertrauten Umgang miteinander können durch heißen Sex unerwartet Gefühle entstehen. So enden die meisten Freundschaften Plus, weil sich einer der beiden Partner in den anderen verliebt.

Am Anfang einer Mingle-Verbindung steht nicht unbedingt eine enge Freundschaft, sondern sie entwickelt sich zumeist aus einer lockeren Bekanntschaft heraus. Im Gegensatz zur F+ sind keine Gefühle von Vertrautheit und freundschaftlicher Verbundenheit vorhanden. Deshalb ist das Risiko geringer, sich in den anderen zu verlieben. Man könnte die Freundschaft mit gewissen Vorzügen als Spezialfall eines Mingle-Verhältnisses ansehen. Mingle wäre somit der Oberbegriff für unverbindliche Sexbeziehungen.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass einige Webseiten andere Definitionen vornehmen. In der deutschen Wikipedia wird kein Unterschied zwischen den Beziehungsmodellen Freundschaft Plus und Mingle gemacht. Demgegenüber stellt der Paarberater Eric Hegmann folgende Überlegungen an:

„Der Unterschied zwischen Mingles und Freundschaft Plus ist nicht wirklich groß. Mingles klingt aber weniger sexuell orientiert und tatsächlich richtet sich eine solche Halbbeziehung nicht allein auf das Bett aus. Die Partner unternehmen auch Dinge, verbringen Zeit miteinander – aber eben immer nur, wenn ihnen beiden danach ist; mit möglichst großer Flexibilität und wenig Planung und keiner Planungssicherheit.“

Was tun, wenn man ungewollt in eine Mingle-Falle gerät?

Bisher haben wir Mingle-Verhältnisse angesprochen, für die sich Singles aus freien Stücken entscheiden. Aber was ist mit Leuten, die eigentlich eine verbindliche Partnerschaft suchen, dann aber in die Mingle-Falle geraten? Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie treffen jemanden, der Ihnen auf den ersten Blick gefällt. Man lernt sich kennen, spürt Schmetterlinge im Bauch und küsst sich zum Abschied. Irgendwann kommt es zum ersten Sex.

Die Treffen finden immer öfter statt, manchmal hören Sie aber auch ein paar Tage nichts von Ihrem neuen Schwarm. Bis hierher klingt alles wie der Beginn einer Liebesbeziehung. Trotz der schönen gemeinsamen Zeit haben Sie noch nie einen Bekannten Ihres Flirtpartners kennengelernt. Wenn Sie ihn darauf ansprechen, winkt er ab. Denn er möchte lieber mit Ihnen allein sein. Möglicherweise sind Sie in eine Mingle-Falle getappt.

Während Sie auf die große Liebe hoffen, hat Ihr Gegenüber nur Interesse an einem unverbindlichen Zusammensein. Ein solches Verhalten ist unfair, weil vorher keine Absprache stattfand. Spätestens jetzt wäre ein klärendes Wort notwendig. Fragen Sie Ihren Schwarm, wie er sich die weitere Entwicklung der Beziehung vorstellt. Falls die Lebensentwürfe nicht zusammenpassen, bleibt nur die Trennung.

Hat die Partnerbörse ChristianMingle.com etwas mit dem Dating-Trend Mingle zu tun?

Christian Mingle ist eine amerikanische Dating-Webseite mit rund 15 Millionen Mitgliedern auf der ganzen Welt. Betrieben wird das Portal von der Firma Spark Networks, der auch die deutschen Partnervermittlungen eDarling und SilberSingles gehören. Welche Zielgruppe spricht die Kontaktbörse an? Auf der Startseite liest man Folgendes:

„Christian Mingle unterscheidet sich von anderen religiösen Datingseiten. Unser Fokus liegt darauf, christlichen Männern und Frauen dabei zu helfen, Gleichgesinnte für eine liebevolle Partnerschaft zu finden, die auf gegenseitiger Liebe und dem Glauben an Gott basiert. Entdecken Sie, warum so viele christliche Singles bei uns ihren Traumpartner kennenlernen.“

Aber warum benennt sich eine religiöse Partnerbörse nach dem unverbindlichen Dating-Trend Mingle? Das tut sie gar nicht und dieses Missverständnis lässt sich leicht aufklären: Im Englischen hat der Ausdruck Mingle verschiedene Bedeutungen. Die einfachste Übersetzung des Verbs „to mingle“ lautet zusammenkommen oder sich vermischen. Bei den Christian Mingles kommen somit gläubige Christen zusammen, die auf der Suche nach einem Lebenspartner sind. Wer als Deutscher Ausschau nach anderen Mingles hält, wird dort mit Sicherheit nicht fündig.


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