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Matching – Sinn oder Unsinn für die Partnersuche im Internet?

Bei allen Dating-Portalen arbeitet im Hintergrund ein Algorithmus (Matching genannt), der Singles anhand ihrer Persönlichkeitseigenschaften, Wünsche oder Interessen zusammenbringt. Wie das verwendete Computerprogramm genau funktioniert, behalten die Anbieter für sich. In dem folgenden Artikel erfahren Sie, welche Arten von Matching es gibt.

Matching

Matching: Welcher Partner passt zu mir? Foto: @ arkusha – de.depositphotos.com

Matching – was ist das überhaupt?

It’s a Match! Bei Tinder & Co erhält man Nachrichten wie diese, wenn der Computer-Algorithmus ein potenzielles Paar gefunden hat. Der Ausdruck Match beziehungsweise Matching stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt Passung oder Übereinstimmung. Beim Matching gleichen Computer alle Mitgliederprofile der Datenbank ab und berücksichtigen Übereinstimmungen bei bestimmten Kriterien, die zu einer stabilen und harmonischen Paarbeziehung beitragen können.

Aufgrund der unterschiedlichen Algorithmen kommen bei jedem Anbieter andere Matches zustande. So kann es passieren, dass zwei Singles auf eDarling einander vorgeschlagen werden, die Dating-App Bumble hingegen keinerlei Übereinstimmungen erkennt.

Was steckt hinter der Idee, Paare durch Algorithmen zu matchen?

Wie kommt es, dass manche Beziehungen harmonisch verlaufen, andere hingegen durch häufige Konflikte geprägt sind? Mit dieser Frage befassen sich Wissenschaftler seit den 1950er-Jahren. Mittlerweile gibt es zahlreiche Forschungsarbeiten, die Folgendes belegen: In stabilen und glücklichen Beziehungen werden wesentlich mehr Einstellungen und Vorlieben geteilt als in unglücklichen Partnerschaften. Mit anderen Worten sind sich zufriedene Paare ähnlicher. Aber warum spielt das eine wichtige Rolle? Im Gegensatz zu Mingles gehen Menschen in festen Beziehungen ständig Kompromisse ein.

Sportschau oder Musiksendung anschauen; am Wochenende ausschlafen oder früh aufstehen und gemeinsam etwas unternehmen; Sushi oder brasilianisches Rodizio: Wenn die Geschmäcker sich stark unterscheiden, ist jede Auswahl mit Zugeständnissen verbunden. Bei ähnlichen Interessen treten seltener Reibungspunkte auf. Laut aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kommt es dabei auf die Art der Ähnlichkeit an. Unterschiedliche politische Einstellungen werden eher toleriert als starke Abweichungen bei der Lebensplanung und Freizeitgestaltung oder in ethischen Fragen.

Der Grund liegt darin, dass gleiche Vorstellungen Sicherheit vermitteln. Unbewusst nehmen wir die Reaktion unseres Partners als Maßstab zur Beurteilung der eigenen Fähigkeiten, Meinungen und Überzeugungen. Wenn wir Zustimmung erhalten, fühlen wir uns bestätigt und sind in unserer Beziehung zufrieden. Zu viele potenzielle Reibungspunkte hingegen machen auf Dauer unglücklich. Genau an dieser Stelle setzen die Matching-Algorithmen der Dating-Plattformen an.

Welche Arten von Matching gibt es beim Online-Dating?

Singlebörsen, Partnervermittlungen und Dating-Apps verwenden unterschiedliche Algorithmen, um ihre Mitglieder zu matchen. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Arten des Matchings vor.

1. Like-Funktionen

Likes sind die einfachste Möglichkeit, interessante Singles auf sich aufmerksam zu machen. Wer ein Mitgliederprofil besucht, kann zu bestimmten Vorlieben, Hobbys und Freitexten, Fotos oder sogar dem gesamten Profil ein Feedback abgeben. Das funktioniert einerseits mithilfe des Buttons „Gefällt mir“. Darüber hinaus hat man bei manchen Portalen die Gelegenheit, einen individuellen Kommentar zu formulieren.

Anschließend erhält das Mitglied eine automatisierte Benachrichtigung über die erhaltenen Likes und kann seinerseits reagieren. Entweder gibt man das Kompliment zurück, indem man ebenfalls Likes verteilt. Oder man nutzt die Gelegenheit, ein Lächeln (Smiley) zu verschicken beziehungsweise direkt eine persönliche Nachricht zu senden. Bei gegenseitiger Sympathie kommt es dann zu einem intensiven Nachrichtenaustausch.

2. Suchfunktionen bei Singlebörsen

Klassischerweise erfolgt das Matching auf Singlebörsen über die Mitgliedersuche. Man hat die Möglichkeit, verschiedene Suchparameter einzugeben wie Alter, Körpergröße, Gewicht, Haar- und Augenfarbe, Religion, Kinderwunsch, Sternzeichen, Hobbys, Rauchverhalten oder die Entfernung zum eigenen Wohnort. Aus den Angaben ermittelt der Algorithmus passende Mitglieder und listet sie nacheinander auf. Wenn man seine Suchkriterien bearbeitet, erhält man jeweils andere Treffer.

3. Foto-Matching

Beim Foto-Matching, das bei einigen Online-Portalen Fotoflirt genannt wird, schlägt der Algorithmus täglich eine bestimmte Anzahl von Singles vor. Ähnlich wie bei der Dating-App Tinder sieht man nacheinander Bilder von Männern oder Frauen und muss sich jedes Mal für „Ja“ (will ich kennenlernen) oder „Nein“ (kein Interesse) entscheiden. Wenn beide User auf „Ja“ klicken, verschickt das System automatisch eine entsprechende Nachricht und man kann sich gegenseitig kontaktieren.

Manche Nutzer üben Kritik am Foto-Matching, weil der Algorithmus die eigenen Wünsche und Vorstellungen kaum berücksichtigt. So passiert es nicht selten, dass der Altersunterschied sehr groß ist oder der Wohnort zu weit entfernt liegt.

4. Dateroulette

Die Nachteile des Foto-Matchings wurden beim Dateroulette der Singlebörsen LoveScout24, Neu.de und Zweisam behoben. Sämtliche Vorschläge erfolgen dort nicht zufällig, sondern richten sich nach selbst gewählten Kriterien. Jeden Tag empfiehlt der Matching-Algorithmus hundert Singles, die alle Vorgaben des Users erfüllen. Der Ablauf ist ähnlich wie beim Fotoflirt: Nacheinander erscheinen die Bilder interessanter Singles, die man entweder markiert oder wegklickt.

5. Matching bei Singlebörsen des ICONY-Netzwerks

Neben der Suchfunktion gibt es bei Flirtcouch, Verlieben.ch, Hauptstadtsingles sowie anderen Partnern des ICONY-Netzwerks ein weiteres Matching: den Fragenflirt. Er basiert auf einem Algorithmus, den auch die amerikanische Partnerbörse OKCupid verwendet. Zunächst beantwortet man auf freiwilliger Basis Fragen aus verschiedenen Themengebieten, bei denen man jeweils drei Entscheidungen treffen muss:

  1. Für welche Antwort entscheide ich mich selbst?
  2. Welche der Antworten akzeptiere ich bei einem potenziellen Partner?
  3. Wie wichtig ist dieses Thema für mich (nicht wichtig, neutral, sehr wichtig)?
Zur Verdeutlichung ein Beispiel

Auf die Frage „Wie sieht dein perfekter Sonntagnachmittag aus?“ gibt es vier mögliche Antworten:

A: Im Garten pflanzen, werkeln und grillen

B: Computerspiele mit Freunden

C: Ein Ausflug

D: Eine Wanderung

Man entscheidet sich beispielsweise für Antwort C, akzeptiert die Antworten C sowie D und bewertet das Thema als neutral. Anschließend vergleicht der Matching-Algorithmus diese Daten mit den Antworten aller Mitglieder der ICONY-Datenbank. Bei dem Besuch eines Profils wird dann ein sogenannter Matchingfaktor angegeben. Liegt er über 65 Prozent, handelt es sich nach Angaben des Betreibers um ein Top-Match.

6. Das wissenschaftliche Matching bei ElitePartner & Co

Bisher haben wir Matching-Algorithmen besprochen, die insbesondere die eigenen Wünsche und Vorstellungen von Singles berücksichtigen. Partnervermittlungen beschreiten einen vollkommen anderen Weg und setzen auf wissenschaftliche Persönlichkeitstests. Bei der Registrierung auf der Website erhält jedes Neumitglied einen Fragenkatalog, dessen Bearbeitung eine knappe halbe Stunde in Anspruch nimmt. Zum besseren Verständnis geben wir Ihnen drei Beispielfragen aus dem Persönlichkeitstest von LemonSwan:

Inwieweit treffen folgende Aussagen auf Sie zu?

  • Ich kann mich gut in andere hinein versetzten
  • Aufgaben erledige ich stets gründlich
  • Ich sage meistens, was ich denke

Jede dieser Fragen wird in fünf Abstufungen von – (trifft gar nicht zu) bis ++ (sehr) beantwortet. Daraus errechnet der Matching-Algorithmus eine Partnerpersönlichkeit und vergleicht diese mit allen anderen registrierten Mitgliedern. Anschließend werden sämtlichen Paarkombinationen Matching-Punkte (MP) zugeordnet. Die Zahlenwerte liegen zwischen 60 und 140 und geben an, wie gut das jeweilige Paar in einer Beziehung harmoniert. Werte ab 120 weisen auf ein mögliches Traumpaar hin.

Grundlage des Matchings ist das international anerkannte Fünf-Faktoren-Modell (Big-Five-Modell), das eine Aussage über Eigenschaften wie Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit sowie den Umgang mit Konflikten macht. Alle anderen Partnervermittlungen führen ihren Persönlichkeitstest ebenfalls auf der Basis des Big-Five-Modells durch. Zum Teil unterscheiden sie sich jedoch in den vergebenen Matching-Punkten.

Aufgrund der Partnerpersönlichkeiten werden automatisch Partnervorschläge ermittelt. LemonSwan und Parship empfehlen eine Kontaktaufnahme ab 110 Matching-Punkten.

7. Matching auf Dating-Apps

Dating-Apps setzen eine vollkommen andere Art des Matchings ein. Früher kam bei Tinder der sogenannte Elo-Score zum Einsatz, der ursprünglich der Bewertung von Schachspielern diente. Der Algorithmus berücksichtigte vor allem, wie man sich in der Vergangenheit bei vorgeschlagenen Singles entschieden hat (swipe nach rechts oder links) und ob man selbst von anderen Singles gelikt oder abgelehnt wurde. Je besser man dabei abschnitt, umso häufiger erschien das eigene Profil als Partnervorschlag.

Da viele Singles ihre Elo-Bewertung manipulierten, änderte die Dating-App den Matching-Algorithmus. Nach Angaben von Sophie Sieck, Senior Communications Manager bei Tinder, ist jetzt die Aktivität der wesentliche Faktor für das Matching: „Wer viel Zeit mit Tinder verbringt, wird anderen aktiven Usern öfter angezeigt.“

Kann ein Matching-Algorithmus tatsächlich bei der Partnersuche helfen?

Matching-Verfahren scheinen auf den ersten Blick beim Online-Dating sehr nützlich zu sein. Trotzdem stehen vor allem die Persönlichkeitstests von Partnervermittlungen immer wieder in der Kritik. So ergab eine wissenschaftliche Untersuchung von 10.000 Paaren anhand eines Big-Five-Persönlichkeitstests keinen Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitseigenschaften der jeweiligen Partner und ihrem Liebesglück. Anders ausgedrückt wäre bei ElitePartner, eDarling, LemonSwan, SilberSingles oder Parship keiner der 10.000 Personen seinem Lebenspartner empfohlen worden.

Hier sehen wir einen der wesentlichen Schwachpunkte des Big-Five-Modells. Offenbar haben die von dem Matching-Algorithmus errechneten Eigenschaften doch keinen so großen Einfluss auf die Partnerwahl und das Funktionieren einer Beziehung. Der Sozialpsychologe Professor Dr. Manfred Hassebrauck von der Bergischen Universität Wuppertal liefert dafür folgende Erklärung: „Aus der Forschung wissen wir, dass die Ähnlichkeit von Persönlichkeitseigenschaften alles andere als eine Garantie für eine zufriedenstellende Partnerschaft ist. Ich will damit nicht sagen, dass Persönlichkeit nicht wichtig ist. Ganz im Gegenteil.

Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Persönlichkeit immer wieder in Beziehungen scheitern: Personen, die sehr verletzlich und emotional gereizt sind, oder Leute, die auch in den positivsten Dingen noch etwas Negatives finden. Es wird nur nicht besser, wenn man zwei Menschen, die sich in solchen Aspekten ähnlich sind, zusammen bringt. Und umgekehrt gibt es Persönlichkeitseigenschaften, beispielsweise Optimismus, die sich sehr förderlich auf eine Beziehung auswirken. Aber auch in diesem Fall ist es nicht die Ähnlichkeit der Persönlichkeit, die wichtig ist. Es reicht, wenn einer von beiden ein solches beziehungsförderliches Merkmal aufweist.“

Hinzu kommt, dass sämtliche Matching-Algorithmen auf Selbstauskünften beruhen. Welcher Single wird sich denn bei einem Persönlichkeitstest als untreu, nachtragend und konfliktunfähig beschreiben, wenn es um die Suche nach der großen Liebe geht? Erfahrene Partnersuchende geben eher solche Antworten, bei denen die Chance auf möglichst viele Matches besteht. Da die Partnervermittlungen dieses Problem kennen, darf man seinen Persönlichkeitstest nicht wiederholen.

Bei Singlebörsen erfolgt das Matching nicht aufgrund von Persönlichkeitstests, sondern hauptsächlich über die Suchfunktion. Mit dem Foto-Matching, der Like-Funktion, dem Dateroulette sowie dem Fragenflirt stehen je nach Anbieter zusätzliche Algorithmen zur Auswahl. Ist das Matching der Singlebörsen denn erfolgreicher als bei den Partnervermittlungen? Unabhängige Dating-Experten sind sich in dieser Frage einig: Niemand weiß es.

Fast alle Dating-Portale werben mit hohen Erfolgsquoten. Bei LemonSwan sollen sogar drei Viertel der Premium-Mitglieder auf der Plattform ihren Traumpartner kennenlernen. In den Foren von Parship & Co äußern sich viele User begeistert über die passgenauen Partnervorschläge. Aber auch auf der Startseite von Singlebörsen wie Bildkontakte und Dating Cafe sind Singles zufrieden mit den Ergebnissen des Matching-Algorithmus.

Nach Ansicht von Kontaktboersen.de haben alle Arten des Matchings ihre Berechtigung. Wer passende Kandidaten gemäß seinen eigenen Kriterien aussuchen möchte, ist auf einer Singlebörse besser aufgehoben. Falls Sie nicht selbst nach interessanten Kandidaten Ausschau halten wollen, sondern lieber Vorschläge erhalten, sollten Sie sich für eine Partnervermittlung entscheiden. Partnervorschläge haben übrigens einen großen Vorteil.

Man schaut sich die jeweiligen Mitgliederprofile genau an und wählt passende Kandidaten nicht ausschließlich anhand der hochgeladenen Fotos aus, wie das bei Dating-Apps und Singlebörsen leider häufig der Fall ist. Dadurch bekommen auch Männer und Frauen eine Chance, die nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Ob sich dann Gefühle entwickeln, kann allerdings kein Computer-Algorithmus vorhersagen.


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