Skip to main content

Was ist Gatsbying?

Nach zahlreichen fiesen Dating-Maschen wie Ghosting, Breadcrumbing und Benching kommt aus der Single-Community endlich ein Trend, der keine gebrochenen Herzen zurücklässt: das Gatsbying. In diesem Artikel erfahren Sie,

  • was Gatsbying genau ist,
  • warum so viele User von sozialen Medien, Dating-Apps und Singlebörsen Gatsbying betreiben,
  • ob es sich für Sie lohnt, auf diese Weise vorzugehen.
Gatsbying

Typisch Gatsbying – Selfies vor attraktiven Orten. Foto: @ Maridav – de.depositphotos.com

Was versteht man denn nun unter Gatsbying?

Im Grunde genommen ist die Dating-Masche nichts Neues, sondern beschreibt ein altbekanntes Verhalten. Man möchte seinen heimlichen Schwarm beeindrucken, ohne die eigene Zuneigung allzu offensichtlich zu zeigen. Wer sich zum Ausgehen besonders schick macht, in der Hoffnung, den Auserwählten zufällig zu treffen und dabei einen guten Eindruck zu hinterlassen, betreibt Gatsbying. Auch übermäßiges Lachen als Reaktion auf einen Witz soll Interesse signalisieren. Durch soziale Medien hat dieser Ausdruck neuen Aufwind erhalten. Neben einem Arbeitskollegen oder Bekannten aus dem Sportverein kann ebenfalls ein virtueller Freund die Zielperson sein.

Woher stammt der Begriff Gatsbying?

Namensgeber ist der Erfolgsroman „The Great Gatsby“ des US-amerikanischen Bestseller-Autors Francis Scott Fitzgerald aus dem Jahr 1925. Jay Gatsby, ein junger, undurchsichtiger Millionär, feiert während des Sommers 1922 auf der Insel Long Island nordöstlich von New York jede Woche ein rauschendes Fest und stellt seinen Reichtum zur Schau. Dabei trifft er seine Jugendliebe Daisy Buchanan, die mittlerweile geheiratet hat und eine Tochter zur Welt brachte.

Das hält Gatsby nicht davon ab, den Versuch zu unternehmen, die Liebe seines Lebens zurückzuerobern. Seine Partys und die Großzügigkeit anderen gegenüber dienen fortan nur dem Zweck, dieses Ziel zu erreichen. Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser, dass Gatsby im Wesentlichen ein Blender und Selbstdarsteller ist. Das neue Ich zerfällt sofort, als Daisys Ehemann Tom ihn mit seinen kriminellen Geschäften konfrontiert.

Was hat denn der Dating-Trend Gatsbying damit zu tun? In den sozialen Netzwerken, auf Dating-Portalen und Dating-Apps versuchen Singles, sich im besten Licht darzustellen. Selbstverständlich feiert man heutzutage keine luxuriösen Feste, um andere Leute zu beeindrucken. Stattdessen werden attraktive Bilder und kurze Videos von wilden Partys, sportlichen Aktivitäten oder aus dem letzten Urlaub gepostet. Man hofft, dass der neue Schwarm die Fotos likt und dadurch Interesse bekundet. Im Idealfall schickt er oder sie direkt eine persönliche Nachricht.

Wer betreibt Gatsbying?

Nicht jeder, der frisch verliebt ist, geht offen mit seinen Empfindungen um. Häufig steckt dahinter die Angst, dass die eigenen Gefühle nicht erwidert werden. Schüchterne Menschen warten lieber, bis der andere den ersten Schritt macht. So likt man immer wieder Bilder oder Postings seines Auserkorenen auf Facebook und Instagram. Gleichzeitig veröffentlicht man selbst Dutzende von Snapchats oder Storys und wartet dann ab, ob eine Reaktion kommt.

Das Ziel beim Gatsbying besteht darin, Aufmerksamkeit zu erregen. Man will durch die Posts für seinen Angebeteten oder seine Angebetete sichtbar werden, ohne den anderen direkt zu kontaktieren. Dabei geht es nicht um irgendein beliebiges Foto, auf dem man umwerfend aussieht. Die Bilder sollen bei seinem Schwarm eine emotionale Reaktion auslösen.

Einige Protagonisten veröffentlichen Selfies, die sie im Lieblingsrestaurant oder dem bevorzugten Café des anderen zeigen. Fotos vom Bungee-Jumping und Unterwasseraufnahmen beim Schnorcheln oder Tauchen liefern den Beweis, dass man die Leidenschaft seiner heimlichen Liebe teilt. Wenn der andere nicht reagiert, erspart man sich die „Schmach“ einer Abfuhr. Denn man hat sich nicht wirklich geoutet, sondern nur ein paar Postings für die Community gemacht.

Manche Singles verfolgen gar keine Datingabsicht, sondern wollen einfach nur von den Followern eine Bestätigung für ihren aufregenden Lebensstil erhalten. Manchmal verbinden ehemalige Partner Postings mit einer unterschwelligen Nachricht wie „so gut geht es mir ohne Dich“ oder „sieh mal, was Du verloren hast“. Wer Gatsbying auf diese Weise anwendet, möchte damit Sehnsucht oder Neid wecken.

Vorteile und Nachteile von Gatsbying

Nicht nur das Vermeiden von Körben macht Gatsbying interessant. Besonders attraktive Singles bekommen jeden Tag eine Vielzahl von Nachrichten. Da passiert es schnell, dass die eigene Mitteilung überhaupt nicht gelesen wird. Mit einer indirekten Art der Kontaktaufnahme lässt sich vorab testen, ob ein Interesse besteht. Bei Partnerbörsen und Casual-Dating-Portalen kann man durch die Art der Profilgestaltung Gatsbying betreiben.

Interessenten haben nämlich die Möglichkeit, ansprechende Inhalte zu liken. Mit einem Like umgeht man sogar den Kontaktfilter, den viele weibliche User einschalten. Reagiert ein Single auf Ihr virtuelles Lächeln, können Sie diese Person anschreiben, selbst wenn Sie die vorgegebenen Kriterien wie Alter und Wohnort nicht erfüllen.

Der Dating-Trend Gatsbying bringt allerdings auch Nachteile mit sich. Wer immer wieder speziell für eine bestimmte Person Bilder, Videos und Postings veröffentlicht, muss viel Zeit investieren. Darüber hinaus sollte man im Internet niemals zu viele Details über sich verraten. Wenn man aber unwahre Dinge bezüglich seiner Interessen und Hobbys behauptet, kommt das spätestens nach einigen Treffen im wirklichen Leben heraus. Und seine neue Beziehung auf eine Lüge zu gründen, ist sicherlich keine gute Idee.

Lohnt es sich, mithilfe von Gatsbying Aufmerksamkeit zu erregen?

An dieser Stelle sollten wir zwischen sozialen Netzwerken, Partnerbörsen und Dating-Apps unterscheiden. Wenn Sie auf der Suche nach der großen Liebe sind oder nach Gleichgesinnten für erotische Abenteuer Ausschau halten, stellt Gatsbying eine gute Möglichkeit für die Kontaktaufnahme dar. Nutzen Sie Ihr Mitgliederprofil, um sich von der besten Seite zu zeigen. Likt jemand einen Ihrer Freitexte oder eines der hochgeladenen Fotos, können Sie mit einer persönlichen Nachricht oder einem virtuellen Lächeln reagieren.

Das Gleiche gilt für Kommentare, die man in den hauseigenen Foren oder Chaträumen von Partnerbörsen abgeben und auch bewerten darf. Gatsbying bei Instagram oder Facebook hingegen zahlt sich eher nicht aus. Mit atemberaubenden Sonnenuntergängen, Traumurlauben und fantastischen Gerichten, die der Protagonist in einem teuren Restaurant verzehrt, wird in den sozialen Medien eine Fantasiewelt für die Follower präsentiert. Hinzu kommen immer wieder Fotos mit einem strahlenden und zufriedenen Lächeln.

Wenn Sie einem oder mehreren dieser Leute folgen, kann schnell ein Gefühl der Unzufriedenheit entstehen. Im Vergleich zu einem solchen Traum erscheint das eigene Dasein eher langweilig und grau. Aber wer hat schon in der Realität die Zeit und auch das nötige Geld für einen derartigen Lebensstil. In den sozialen Medien inszenieren sich viele Menschen und bauen eine Scheinwelt auf, um anderen zu imponieren.

Instagram & Co fördern eindeutig das Gatsbying. Denn von einer allgemeinen Prahlerei nach dem Motto „mein Haus, mein Auto, mein Boot“ ist es nicht mehr weit, seinen Fokus auf eine bestimmte Person zu lenken. Man möchte bei seinem Schwarm den Eindruck erwecken, man sei ein sportlicher, aktiver Mensch und führe ein aufregendes Leben. Warum ist das ein Problem?

Wir sind doch keine Teenager mehr, sondern Erwachsene. Wenn wir uns verlieben, kann das auf Gegenseitigkeit beruhen oder eben nicht. Ein paar attraktive Bilder und Videos bei Facebook und Instagram werden daran nichts ändern. Anstatt ständig auf sein Smartphone zu starren in der Hoffnung auf eine Reaktion des Angebeteten sollte man besser den anderen auf einen Kaffee einladen. Dann sieht man schnell, ob es bei ihm oder ihr ebenfalls gefunkt hat.

Zum Schluss verraten wir das Ende des Romans von Francis Scott Fitzgerald. Vorsicht Spoiler! Das Gatsbying ging für Jay Gatsby tragisch aus. Er konnte Daisy nicht mit seiner Angeberei beeindrucken und sie blieb bei ihrem Ehemann Tom. Aber es kam noch schlimmer. Bei einem Autounfall verletzte Daisy mit Gatsbys Wagen die langjährige Geliebte ihres Mannes tödlich. Deren Ehemann erschoss daraufhin Jay Gatsby aus Rache, da er ihn für den Fahrer hielt.

Der Erfolgsroman wurde übrigens im Jahr 2013 mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle verfilmt. Auf Deutsch lautet der Titel „Der große Gatsby“.


Keine Kommentare vorhanden


Sie haben eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Lassen Sie uns teilhaben!

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*