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Chiffre – Liebe per Inserat

Anstatt sich bei einer Singlebörse, Partnervermittlung oder Dating-App anzumelden, geben manche Partnersuchende in einer Tageszeitung oder einer Zeitschrift eine Kontaktanzeige mit Chiffre-Nummer auf. Aber ist das wirklich eine vielversprechende Alternative? In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über die Liebe per Annonce.

Chiffre

Kontaktanzeigen in Zeitung. Foto: © Wolfer Photography

Sind Inserate bei der Partnersuche noch zeitgemäß?

„Ein honnettes Frauenzimmer ledigen Standes und guter Gestalt, sucht einen guten Doctor oder Advocaten ledigen Standes .“ Mit diesem Text hoffte eine heiratswillige Dame im Jahr 1738, einen Ehemann zu finden. Laut Focus-Magazin 36/94 handelt es dabei sich um die erste deutsche Kontaktanzeige. Ob sie von Erfolg gekrönt war, wurde nicht überliefert. Trotz der überragenden Präsenz von Dating-Portalen hat sich das Konzept bis heute bewährt. Aber warum eine Chiffre-Anzeige und keine Mitgliedschaft bei einer Singlebörse oder Partnervermittlung?

Eine mögliche Antwort gibt der Münchner Psychologe Andreas Hejj: „Männer prahlen gerne mit materiellen Werten und bauschen ihre Bereitschaft auf, sich zu binden. Frauen runden ihr Alter nach unten ab und beschönigen die Hinweise auf ihr Aussehen.“ Hejj sieht dieses Verhalten als Folge unserer Gene. Männer bevorzugen demnach attraktive Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. Weibliche Singles hingegen seien auf der Suche nach älteren, wohlhabenden Männern, die sie und zukünftige Kinder versorgen können.

Solche Aussagen gelten heutzutage als politisch nicht korrekt. Wer sich auf diese oder ähnliche Weise bei Twitter äußert, wird einen Sturm der Empörung (Shitstorm) ernten. Auch auf dem Mitgliederprofil einer Partnerbörse kann sich ein männlicher Single schlecht als arroganter Angeber darstellen. Der folgende Begrüßungstext würde mit Sicherheit Spott und bitterböse Kritik nach sich ziehen:

„Hallo, liebe Besucherin, ich bin ein großzügiger Mann in den besten Jahren mit einem sechsstelligen Nettoeinkommen. Geld allein macht nicht glücklich, wie es so schön heißt. Deshalb suche ich nach einer liebevollen Partnerin, die das Leben mit mir teilt. Wenn Du naturblond oder rothaarig, attraktiv, sportlich und nicht älter als 27 bist, möchte ich Dich gerne näher kennenlernen.“

Vermutlich gibt es kaum einen männlichen Single der Altersklasse Ü50, der ein Date mit einer gutaussehenden jungen Dame verschmäht. Öffentlich bekannt machen würden es wohl nur wenige. So etwas funktioniert am besten über eine Chiffre-Anzeige oder ein Dating-Portal wie Altersvorsprung.de, das sich auf Singles mit einem größeren Altersunterschied spezialisiert hat. Aus diesem Grund sind Kleinanzeigen in Zeitungen im Online-Zeitalter weiterhin aktuell. Das gilt übrigens auch für Blind Dates und Speeddating-Events. Dort entscheiden sich die Männer oft für die jüngeren, attraktiven Frauen.

Was bedeutet das Wort Chiffre?

Chiffre stammt aus dem Französischen und lässt sich am besten mit Ziffer oder Zahl übersetzen. Gemeint ist damit ein Kennwort, das aus Buchstaben und Zahlen besteht und zur Anonymisierung persönlicher Daten verwendet wird. Neben Kleinanzeigen findet man Chiffren ebenso bei den Partnervermittlungen Parship und ElitePartner.

Wie funktioniert das Prinzip von Chiffre-Anzeigen?

Bei einer normalen Annonce druckt der Verlag zusätzlich die Telefonnummer des Anzeigenaufgebers ab. Gewerbliche Inserate enthalten ebenfalls den Namen und die Anschrift der Unternehmen. Aber was sind nun Chiffre-Anzeigen? Annoncen, die unter einer Chiffre erscheinen, beinhalten keine Kontaktdaten. Dadurch wird eine 100%ige Anonymität des Anzeigenstellers gewährleistet. Wer sich für das Angebot interessiert, kann ausschließlich schriftlich antworten, und zwar an die Redaktion der Zeitung, in welcher die Chiffre-Anzeige veröffentlicht wurde.

Klassischerweise verfasst man einen handgeschriebenen Brief und schreibt die Chiffre-Nummer gut sichtbar auf den Umschlag. Viele Redaktionen bieten zusätzlich die Möglichkeit an, per E-Mail Kontakt aufzunehmen. In diesem Fall sollten Sie die Chiffre-Nummer in der Betreffzeile vermerken. Aber wie gebe ich eine Chiffre-Anzeige auf? Das Prozedere ist das Gleiche wie bei einer gewöhnlichen Kleinanzeige. Teilen Sie der Zeitungsredaktion zusätzlich mit, dass es sich um eine Chiffre-Anzeige handelt. Für eventuelle Rückfragen nennen Sie Ihre Telefonnummer. Damit man Ihnen die Antwortbriefe zusenden kann, werden zudem Ihr Name und die Adresse benötigt.

Grundsätzlich lassen sich Anzeigen mit einer Chiffre-Nummer für jeden beliebigen Zweck schalten. Besonders bewährt haben sie sich bei der Partnersuche. Chiffre-Anzeigen sind rasch erstellt, da man mit wenigen Sätzen auskommen muss. Im Gegensatz dazu nimmt die Profilgestaltung bei einer Singlebörse oder Partnervermittlung viel Zeit in Anspruch. Wie hoch ist die Erfolgsquote von Chiffre-Anzeigen? Erfahrungsgemäß antworten zwischen 20 und 40 Personen auf eine Annonce. Laut Focus-Magazin liegen die Chancen bei 10 bis 15 Prozent, auf diese Weise einen geeigneten Partner zu finden.

So antworten Sie richtig auf Chiffre-Anzeigen

Ehrlichkeit heißt die Devise. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, sich dem Anzeigenaufgeber anzupassen. Wenn Ihre Wünsche und Vorstellungen nicht übereinstimmen, schicken Sie besser kein Antwortschreiben. Denn spätestens nach einigen Treffen kommt ohnehin alles heraus. Ihr Brief sollte nicht mit einem Satz beginnen wie „Ihre Chiffre-Anzeige spricht mich an“. Schließlich handelt es sich um kein Bewerbungsschreiben. Am besten formulieren Sie Ihre eigenen Erwartungen an die zukünftige Partnerschaft.

Erzählen Sie etwas von Ihren Hobbys und Freizeitaktivitäten, denn das ist immer ein guter Einstieg in ein persönliches Gespräch. Verreisen Sie gerne? Mit einer individuell geplanten Städtereise zeigen Sie dem anderen, dass Sie spontan und abenteuerlustig sind. Zum Schluss sollten Sie eine Frage stellen, um den Dialog in Gang zu halten. Als Thema eignen sich die eigenen Haustiere, Sport, Freizeitaktivitäten und Reisen. Sie können den Brief folgendermaßen beenden: Jetzt habe ich aber viel von meinen Hobbys erzählt. Mich interessiert besonders, was Du am liebsten in Deiner Freizeit machst. Bist Du eher der gesellige Typ oder unternimmst Du auch gerne etwas alleine?

Floskeln wie „Hoffentlich sehen wir uns bald persönlich“, verwenden Sie lieber nicht. Die Entscheidung liegt jetzt bei dem Anzeigensteller. Entweder antwortet er und es kommt zu einem Treffen oder er antwortet nicht. Wer einen penetranten oder aggressiven Eindruck macht, wird zumeist aussortiert. Da für viele Männer das Aussehen eine wesentliche Rolle spielt, fügen weibliche Singles dem Schreiben am besten ein Foto bei. Ein Muss ist es allerdings nicht.

In puncto Foto gilt dasselbe wie für die Bildergalerie auf einer Partnerbörse: Die Aufnahme sollte aktuell sowie qualitativ hochwertig sein und Ihre Persönlichkeit zur Geltung bringen. Wir raten dazu, mehrere Porträts und Ganzkörperaufnahmen von einem professionellen Fotografen machen zu lassen und die beste Aufnahme auszuwählen. Der Fotograf kann Sie auch über das Make-up und die Frisur beim Fotoshooting beraten. Sollte man seine Anschrift und die Telefonnummer mitteilen? Bei einem ersten Kontakt mit einem wildfremden Menschen wäre das keine gute Idee.

Warten Sie lieber eine Antwort ab, bevor Sie persönliche Daten weitergeben. Generell sollten Sie für die Chiffre-Anzeigen eine kostenlose E-Mail-Adresse registrieren, die Sie in dem Antwortbrief als Kontaktmöglichkeit angeben. Für Telefonate mit den Anzeigenstellern legen Sie sich am besten ein separates Prepaidhandy zu. Falls Sie nach dem ersten Date merken, dass es doch nicht der oder die Richtige ist, können Sie im Notfall einfach untertauchen. Denn nicht jeder Single akzeptiert ein nein, sondern versucht es weiterhin mit Anrufen und E-Mails oder im schlimmsten Fall mit unangemeldeten Besuchen bei Ihnen zu Hause.

Was kostet eine Chiffre-Anzeige?

Private Kleinanzeigen sind wesentlich günstiger als Mitgliedschaften bei Partnerbörsen. Der genaue Preis richtet sich nach der Anzahl der Zeichen. Für eine Chiffre-Kontaktanzeige mit drei bis sechs Sätzen müssen Sie in einer Lokalzeitung zwischen 20 und 30 Euro bezahlen. Der Betrag ist im Voraus fällig; als Zahlungsmöglichkeiten bieten die meisten Zeitungsverlage Banküberweisung und Barzahlung an. Wenn Sie einen längeren Text inserieren wollen, geht das nur über eine normale Anzeige. Da die Preise deutlich höher liegen, lohnt sich diese Variante in der Regel nicht.

Wann werden die Antworten auf Chiffre-Anzeigen zugesandt?

Interessenten können auf eine Annonce antworten, solange das Inserat gültig ist. Während dieser Zeit sammelt der Verlag alle Zuschriften und schickt sie gebündelt an den Anzeigenaufgeber. Oft geschieht das nach drei bis vier Wochen. Wenn die Chiffre-Anzeige länger läuft, werden die Antworten zumeist monatlich zugesandt.

Für wen eignen sich Chiffre-Anzeigen?

Zeitungsinserate bieten einen großen Vorteil gegenüber Singlebörsen und Partnervermittlungen: Es kommt schnell zu einem Rendezvous. Wenn sich beide dann zum ersten Mal in die Augen sehen, handelt es sich um ein Blind Date. Demgegenüber verleitet die Nachrichtenfunktion auf Kontaktbörsen dazu, ausgiebig miteinander zu chatten. In manchen Fällen findet nicht einmal ein Treffen im wirklichen Leben statt. Stattdessen entwickelt sich der Kontakt zu einer Art Brieffreundschaft.

Chiffre-Anzeigen eignen sich vor allem für Singles, die ernsthaft nach Ihrem Mr Right oder der Mrs Right suchen und dabei schnell zur Sache kommen wollen. Das Gleiche gilt für Menschen mit ganz genauen Vorstellungen bezüglich ihres Traumpartners. Da jemand nur dann antwortet, wenn er dem Anzeigentext zustimmt, muss man sich auch nicht rechtfertigen oder irgendeine Erklärung für seinen Lebensentwurf abgeben.

Risiken von Chiffre-Anzeigen

Im Gegensatz zu seriösen Kontaktbörsen gibt es bei Kleinanzeigen keinerlei Sicherheit vor Missbrauch und Betrug. Die Anonymität ist nur so lange gewährleistet, wie man keine persönlichen Daten weitergibt. Bei Singlebörsen und Partnervermittlungen haben Sie die Möglichkeit, unangenehme User zu blockieren und dem Kundenservice zu melden. Auf diese Weise werden Sie Fakes, Love Scammer und andere Betrüger schnell los. Falls Sie in dem Antwortschreiben auf die Chiffre-Anzeige – wie in Briefen allgemein üblich – Ihren Klarnamen und die Anschrift im Briefkopf aufführen, lässt sich das nicht mehr rückgängig machen.

Dem Focus-Magazin gegenüber verriet die ehemalige Vizepräsidentin des Gesamtverbandes der Eheanbahnungen und Partnervermittlungen (GDE), Gisa Lange: „Viele Frauen, die auf Chiffre-Anzeigen antworten, stellen fest, dass die kontaktfreudigen Herren, obwohl selbst verheiratet, ein billiges Schäferstündchen suchen. Jede zweite Frau klagt über Telefonterror. Mein Fazit lautet deshalb: Bei Privatanzeigen gibt es keinen Schutz.“

Genau deshalb sollten Sie zu Anfang ausschließlich per E-Mail-Account und Prepaidhandy chatten, bis Sie den anderen näher kennengelernt haben. Alles andere ist zu riskant. Erst dann, wenn Sie sicher sind, keinem Falschspieler auf den Leim zu gehen, können Sie persönliche Daten weitergeben. Aber das gilt selbstverständlich auch für die Kontakte auf Partnerbörsen und Dating-Apps.


Kommentare

Stefan FRANZ 25. März 2023 um 13:16

warum ist es heutzutage so schwer, jemand kennen zu lernen, wenn man kein Handy oder Smartphone hat ?

Hat man doch früher auch nicht gebraucht.

War 44 Jahre verheiratet und meine EX – Frau hat die Scheidung eingereicht, weil sie eine Frau hat kennen gelernt und mit ihr in den USA lebt, wo sie die auch heiraten will.

Ich suche eine Freundin, bin 73. Was kann man tun ??

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