Skip to main content

Sneating – was steckt hinter dem neuen Dating-Trend?

Noch nie konnte man auf eine so unkomplizierte Weise andere Leute kennenlernen wie im heutigen digitalen Zeitalter. Dank Partnervermittlungen, Singlebörsen und Dating-Apps boomt die Partnersuche im Internet. Die Anonymität auf den Plattformen zieht jedoch auch Menschen an, die es nicht ernst meinen. Vor Kurzem schwappte ein fragwürdiger Dating-Trend aus den USA nach Deutschland herüber: das sogenannte Sneating.

Sneating

Sneating – die gemeinste Art zu Daten. Foto: @ stockyimages – de.depositphotos.com

Was ist Sneating?

Für das erste Date überlassen Frischverliebte nichts dem Zufall. Denn für einen guten ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance, wie es so schön heißt. Was liegt näher als ein romantisches Candle-Light-Dinner in einem schicken Restaurant, wo man seinem Flirtpartner in die Augen schauen kann. Während des mehrgängigen Menüs kommt man sich näher und mit etwas Glück springt der Funke über. So zumindest die Planung. Als Kavalier der alten Schule möchte man sich nicht lumpen lassen und begleicht selbstverständlich die hohe Rechnung.

Dahinter steht die Hoffnung, endlich seine Traumfrau gefunden zu haben und somit dem frustrierenden Singledasein zu entrinnen. Manche Frauen verfolgen jedoch ganz andere Ziele. Sie sind nur an einem kostenlosen Dinner in einem Nobelrestaurant interessiert. Und genau darum geht es beim Sneating: Man macht seinem Opfer in der Kennenlernphase etwas vor. Wenn es anbeißt, drängt man möglichst schnell auf ein erstes Date und schlägt dafür ein teures Restaurant vor.

Wenig überraschend wird im Anschluss an das Abendessen der Kontakt abgebrochen und man sucht nach dem nächsten leichtgläubigen Single. Was bedeutet Sneating auf Deutsch? Der Begriff setzt sich aus den englischen Verben „to sneak“ und „to eat“ zusammen. Auf Deutsch lässt er sich am besten übersetzen mit: heimtückisch ein Abendessen erschleichen. Wie die meisten Dating-Maschen kommt auch Sneating aus den USA und ist seit dem Jahr 2011 im Urban Dictionary aufgeführt. Beim Urban Dictionary handelt es sich um ein Online-Wörterbuch für US-amerikanische Ausdrücke der Umgangssprache.

Wer betreibt Sneating?

Sneating ist ein amerikanisches Dating-Phänomen, das sich nur eingeschränkt auf deutschsprachige Länder übertragen lässt. In den USA findet das erste Date nämlich typischerweise in einem Restaurant statt. Neben den Kosten für Speisen und Getränke wird ein Trinkgeld in Höhe von 15 bis 20 Prozent fällig. Hinzu kommt, dass selbstverständlich der Mann die komplette Rechnung übernimmt. Eine solche gesellschaftliche Konvention zieht weibliche Schnorrer an, die sich ein teures Menü in einem Spitzenrestaurant überhaupt nicht leisten können oder wollen.

Besondere Berühmtheit im Internet erlangte die US-Amerikanerin Sarah mit der Behauptung, sie hätte in einem halben Jahr 40 kostenlose Mahlzeiten von ihren Tinder-Dates ergaunert. Die Masche ist nicht auf Singles beschränkt. Bei amerikanischen Partnerbörsen trifft man sogar auf verheiratete Frauen, die so tun, als wären sie ungebunden, nur um sich ab und zu ausführen zu lassen. Kommt denn Sneating auch in Deutschland vor? In dem beschriebenen Ausmaß sicherlich nicht, weil bei uns die entsprechenden sozialen Normen fehlen.

Nur in den seltensten Fällen findet bei Deutschen das erste Treffen in einem Nobelrestaurant statt. Ein Spaziergang im Park oder der gemeinsame Besuch eines Cafés bieten ebenfalls gute Möglichkeiten, den anderen näher kennenzulernen. Zudem gibt es in Deutschland die Einstellung heute nicht mehr, dass Männer in jedem Fall für die Rechnung aufkommen müssen. Laut einer Online-Umfrage der Kontaktbörse Parship bevorzugen knapp 37 Prozent der Partnersuchenden beim ersten Date getrennte Rechnungen. Weniger als 30 Prozent der Befragten sind der Ansicht, der Mann müsse alles bezahlen.

Aus diesen Gründen lohnt sich Sneating bei uns kaum. Wer als Abzocker auf ein teures Restaurant besteht, geht das Risiko ein, am Ende für sein Menü selbst aufkommen zu müssen. Trotzdem kann es passieren, dass man auf einen Sneater hereinfällt, und zwar dann, wenn einer der beiden Flirtpartner wesentlich attraktiver und/oder deutlich jünger ist als der andere. Bei einem großen Altersunterschied wissen beide von Anfang an, der Ältere übernimmt die Bezahlung. Sehr attraktive Frauen sind es ohnehin gewohnt, ausgehalten zu werden. Wer sich auf so jemanden einlässt, bezahlt häufig nicht nur den Restaurantbesuch beim ersten Date.

Welche Tricks wenden Sneater an?

Waren Sie schon ein paar Mal in einer größeren Gruppe auf Kneipentour? Dann kennen Sie das folgende Problem: Wenn es darum geht, die Rechnung zu teilen, sind plötzlich einige der Bekannten verschwunden. Was will man in einer solchen Situation machen? Die Polizei holen und die Namen der Zechpreller zu Protokoll geben? Die allermeisten Betroffenen werden keinen Skandal verursachen, sondern zähneknirschend den Konsum dieser Leute ebenfalls übernehmen. Damit rechnen die Täter und kommen deshalb in der Regel mit ihrer Abzockerei durch.

Bei einem Date ist die Sache wesentlich schwieriger. Man kann nicht unauffällig verschwinden und den anderen mit der Rechnung sitzen lassen. Deshalb ziehen sich Sneater unter einem Vorwand zurück. Klassischerweise muss eine Frau ganz dringend auf die Toilette, wenn der Kellner mit der Rechnung erscheint. Sie taucht erst dann wieder auf, wenn abkassiert wurde.

Zu den weiteren Strategien zählen folgende Maschen:

  • Kommt die Rechnung, sucht der Sneater verzweifelt nach seiner Geldbörse, hat sie aber leider zu Hause vergessen. Da so etwas immer passieren kann, springt jeder Kavalier gerne ein.
  • Nach dem Essen erhält der Sneater einen Anruf, dass eine nahe stehende Person einen Unfall oder Ähnliches hatte. Selbstverständlich muss er sofort los und überlässt die Rechnung dem Flirtpartner.
  • Frauen tun so, als wollten sie ihren Anteil an dem Abendessen bezahlen. Viele Männer zeigen sich dann großzügig und übernehmen den gesamten Betrag. Falls das nicht klappt, kann man immer noch die Nummer mit der vergessenen Geldbörse abziehen.
  • Abgebrühte Sneater zucken mit keiner Wimper, wenn die Rechnung kommt. Sie überlassen es ihrem Gegenüber zu handeln. Die meisten Männer werden dadurch unter Zugzwang gesetzt und bezahlen freiwillig alles.

Wie kann man sich vor Sneating schützen?

Bedauerlicherweise gibt es keine Möglichkeit, Sneater zweifelsfrei zu erkennen und somit den Betrug zu verhindern. Ähnlich wie in dem genannten Beispiel mit den Zechprellern in der Kneipe müsste man bereit sein, notfalls die Polizei zu rufen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie überhaupt nichts unternehmen können. Bereits im Vorfeld sollte man sich für Sneater uninteressant machen. Wenn Ihr Date unbedingt in ein Gourmet-Restaurant gehen möchte, sagen Sie: „Sorry, aber das kann ich mir im Augenblick nicht leisten.“ Schlagen Sie stattdessen ein gemütliches Café oder eine Eisdiele vor.

Besteht Ihr Flirtpartner trotzdem auf dem Restaurantbesuch, weist das auf Sneating hin und Sie sollten besser den Kontakt abbrechen. Generell ist es ratsam, die Zahlungsmodalitäten im Vorfeld abzuklären. Stimmt der andere zu, die Hälfte der Rechnung zu bezahlen, handelt es sich eher nicht um einen Sneater. Denn man müsste ziemlich ausgekocht sein, um entgegen der Absprache die Zeche zu prellen.

Falls Sie sich doch von Ihrem Schwarm zu einem teuren Restaurantbesuch überreden lassen und die Bezahlweise nicht geklärt haben, gibt es mögliche Hinweise auf Sneating: Ihre Online-Bekanntschaft ist plötzlich nicht mehr so aufmerksam wie beim Nachrichtenaustausch zuvor. Das Gespräch verläuft oberflächlich und man hat den Eindruck, der andere interessiere sich mehr für die Weinkarte und die angebotenen Speisen. Ihr Gegenüber stellt kaum Fragen und sendet keinerlei Flirtsignale aus. Zweifellos könnte es sich einfach nur um ein schlechtes Date handeln.

Den Unterschied zu Sneating erkennen Sie dann, wenn der Kellner mit der Rechnung auftaucht. Sagen Sie etwas wie: „Wir haben gar nicht über die Bezahlung gesprochen. Ich bin aber davon ausgegangen, dass wir halbe-halbe machen. Das ist doch okay für Dich?“ Eine Person ohne Hintergedanken erklärt sich sofort dazu bereit. Sneater hingegen werden alles versuchen, unter einem Vorwand aus der Nummer herauszukommen. Letztendlich bleibt Ihnen dann nichts anderes übrig, als die Rechnung zu bezahlen und das Ganze als Lebenserfahrung abzuhaken.

Warum ist Sneating für die Opfer so frustrierend?

In unserer heutigen Zeit sehnen sich die meisten Menschen nach einer Partnerschaft auf Augenhöhe. Männer und Frauen verdienen ihr eigenes Geld und sind in der Lage, den Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Dazu gehören auch Restaurantbesuche und Ähnliches. Es ist schon schwer genug, einen passenden Single im Internet oder im wirklichen Leben kennenzulernen. Jeder, der es bereits versucht hat, kennt die vielen Enttäuschungen und unerfüllten Hoffnungen.

Da braucht man ganz sicher keinen Sneater, der mit den Gefühlen des anderen spielt, nur um ein kostenloses Abendessen zu ergaunern. Wenn Sneating-Opfer den Betrug bemerken, macht sich Enttäuschung breit. Man fühlt sich hintergangen und hat große Schwierigkeiten, in Zukunft anderen Menschen zu vertrauen. Dadurch wird ein Kennenlernen online und offline deutlich erschwert.


Keine Kommentare vorhanden


Sie haben eine Frage oder eine Meinung zum Artikel? Lassen Sie uns teilhaben!

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*
*